Waldstetten (Druckversion)
Autor: Frau Herkommer
Artikel vom 14.02.2017

Katalogisierungsarbeiten von Waldstetter Artefakten

Neandertaler fühlten sich wohl auf dem Schlattfeld

Seit 30 Jahren lebt Adolf Regen in Waldstetten und genauso lange betreibt er sein ungewöhnliches Hobby: Das Suchen von Gesteinen und Werkzeugen aus der Steinzeit. Dies klingt zuerst einmal nach ziemlich brotloser Kunst, doch weit gefehlt: 3.000 Artefakte – von Menschenhand bearbeitete Steine - hat der Hobby-Archäologe mittlerweile gefunden und akribisch beschriftet. Zur Katalogisierung waren zwei Tage lang Stefan Wettengl und Simon Fröhle vom Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Uni Tübingen im Waldstetter Rathaus. Sie nahmen die Möglichkeit gerne wahr, diese tollen Steine aus der Zeit der Neandertaler (vor 50 bis 60.000 Jahren) und dem Magdalénien (die letzte Kultur der letzten Eiszeit vor 14.000 Jahren) zu sichten, da dies Thema ihrer Dissertation (Doktorarbeit) bei Professor Dr. Harald Floss an der Uni Tübingen ist.

Stefan Wettengl hatte seine Bachelorarbeit über Fundstellen um Heubach erstellt, Thema seiner Masterarbeit waren Funde im Gebiet Sand auf dem Galgenberg bei Heubach. Seit fünf Jahren arbeitet er mit dem Arbeitskreis Steinzeit in Schwäbisch Gmünd zusammen und lernte dadurch Adolf Regen kennen. Dieser hat in den zurückliegenden 30 Jahren durch Oberflächenbegehung – durch den Abgang von Wasser im Laufe der Jahrtausende wurden zahlreiche Steine auf Ackerflächen und durch Bebauung freigelegt - in Waldstetten, Heubach und Lorch 3000 Fundstücke gesammelt. Mithilfe der beiden angehenden Doktoren konnte die Hälfte davon auf Flurstücke rund um die Schlattfelder zugewiesen werden. Dabei wurden zweierlei Epochen festgestellt: Die Neandertaler (vor 50 bis 60.000 Jahren) - die Dissertationsarbeit von Simon Fröhle - sowie die Anwesenheit vom Homo Sapiens vor etwa 14.000 Jahren. Was die Herren dabei ebenfalls entdeckten: Es gibt starke Parallelen zu Fundstellen in Heubach an der Kleinen Scheuer.

Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der mittleren Altsteinzeit, in der die Neandertaler lebten, viel Rohmaterial für Werkzeuge aus lokalem Keuperhornstein vom Waldstetter Bach zeugt davon. Die Neandertaler waren Jäger und Sammler und lebten einige Zeit auch auf dem Schlattfeld. Waldstetten war sehr beliebt, da der heutige Ortskern Sumpfgebiet und somit stets Wasser vorhanden war. In der mittleren Altsteinzeit, in der die Neandertaler lebten, wurde bevorzugt lokales Material verwendet, was wiederum die zahlreichen Funde von Adolf Regen belegen. Im späteren Magdalénien, aus dem der Homo Sapiens hervorgeht, wurden aus Kelheim (Bayern) und dem Randecker Maar (bei Kirchheim/Teck) fertige Werkzeuge importiert, die ebenfalls in Waldstetten gefunden wurden. 

Über 300 Kieselkalk-Stücke zählt der Waldstetter Sammler, der auch in Heubach und Lorch zahlreiche Funde hatte. Der so genannte Klingenkern wurde gerne aus Kieselkalk für Waffen und Messer hergestellt. Sobald die Katalogisierung beendet ist, wandern alle Artefakte ins Landeszentralarchiv in Rastatt, um der Nachwelt diese wunderbaren Funde zu erhalten.

Dank dieser Stücke kann übrigens belegt werden, dass Waldstetten und Heubach gemeinsam als Zentrum der Altsteinzeit im Ostalbkreis anzusehen sind.

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