Kein Platz für Gewalt gegen Frauen: Sichtbares Zeichen in Waldstetten durch Aufstellen einer roten Bank vor dem Interimsrathaus am 6. Februar 2025
In allen Gemeinden und Städten gibt es Gewalt
Seit Donnerstagnachmittag lädt eine rote Bank links neben dem Eingang des Waldstetter Interimsrathaus zum Verweilen ein. Und zum Nachdenken. Denn in großen weißen Lettern prangt auf der Lehne „Kein Platz für Gewalt gegen Frauen“. Es ist eine bundesweite Kampagne, die von den regionalen Vereinen Kreisfrauenrat Ostalb sowie Frauen helfen Frauen Schwäbisch Gmünd ins Bewusstsein der Bürger gebracht werden möchte.
Rita Mager vom vierköpfigen Vorstandsteam von Frauen helfen Frauen eröffnete den Nachmittag mit beängstigen Zahlen: “An 360 Tagen, also fast jeden Tag, stirbt in Deutschland eine Frau durch einen Femizid, alle drei Minuten wird eine Frau in Deutschland Opfer häuslicher Gewalt. 40 % der befragten Frauen in einer Umfrage haben angegeben, dass sie in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt haben. Diese Zahlen zeigen, dass Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft kein Randphänomen ist. Im Ostalbkreis wird die Zahl der Gewalttaten gegen Frauen auf 2.500 bis 4.500 Fälle jedes Jahr geschätzt.“ Gewalt zeige sich dabei in vielfältiger Form und Ausprägung. Neben der körperlichen und sexuellen Gewalt bis hin zur Vergewaltigung sind psychische, soziale und ökonomische Gewalt Möglichkeiten der Partner, ihre Macht einzusetzen. Dies sei in allen Bevölkerungsgruppen verbreitet und damit ein strukturelles Problem, das uns alle treffe. „Geben wir den Betroffenen eine Stimme“, fordert Mager. Die damit einhergehenden Belastungen können nicht in Geld gemessen werden. Aber die Folgekosten. Nach Schätzung einer Studie des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen belaufen sich die Folgekosten in Deutschland auf ca. 54 Milliarden jährlich. „Umgerechnet sind dies 148 Millionen pro Tag.“
Die Idee der roten Bank als Zeichen gegen Gewalt an Frauen geht zurück auf die Aktion „Panchina rossa“ aus der italienischen Stadt Perugia in Italien, um auf die erschreckend hohen Zahlen häuslicher Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Dort stehen rote Bänke seit 2016 in öffentlichen Räumen. Zahlreiche deutsche Städte haben die Initiative aufgegriffen und rote Bänke aufgestellt. Auch in Schwäbisch Gmünd, Aalen und Ellwangen regten der Kreisfrauenrat Ostalb und der Verein Frauen helfen Frauen zum Aufstellen einer roten Bank an. Denn in allen Gemeinden und Städten gebe es Gewalt, betont Gabriele Pall, die bei Frauen helfen Frauen die Beratung anbietet. „Aufgrund einer anonymen Spende können wir die rote Bank hier heute enthüllen und das Thema mit dem Schriftzug „Kein Platz für Gewalt gegen Frauen“ immer wieder in Erinnerung rufen“, freut sich Rita Mager.
Der Waldstetter Schultes Michael Rembold ist dankbar, dass die Initiatoren dieses Thema publik machen. Auch in Waldstetten. Denn „Gewalt gegen Frauen ist würde- und respektlos“. Die sorgende Gemeinschaft in Waldstetten sei vielfältig tätig. „Gewalt gegen Frauen muss dabei ebenfalls ein Thema sein“, bekräftigt der Bürgermeister. Die rote Bank sei das Signal für „bis hierher und nicht weiter.“ Unbedachte Worte dürften nicht zu einer Handlung des Gegenübers führen
Der Verein Frauen helfen Frauen in Schwäbisch Gmünd bietet neben dem Hilfetelefon eine Beratung, Selbsthilfegruppe sowie Therapie für Kinder, die sexuell missbraucht wurden, an. Vorwiegend seien junge Frauen zwischen 13 und 18 Jahren davon betroffen, aber auch bereits Vierjährige haben schon Hilfe in Anspruch genommen. Um Kinder und Jugendliche zu stärken und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, bietet das Team Präventionsprojekte für die 4. Klasse sowie 6./7. Klasse in Schulen an.
Kontaktdaten von Frauen helfen Frauen Schwäbisch Gmünd
Hilfetelefon: (07171) 39977
Hier finden Betroffene ein offenes Ohr, erste Hilfestellung und bekommen Termine für die Beratung. Die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter sind am
Montag von 17 bis 19 Uhr sowie Donnerstag von 9.30 bis 11.30 Uhr
erreichbar.
Beratung
Die Diplom-SozialpädagoginGabriele PallbietetBeratung für Frauen, die körperliche oder seelische Gewalt erlebt haben oder die sich in einer schwierigen Partnerschaft oder Trennung befinden. Kontaktaufnahme über das Hilfetelefon oder per Mail an gabriele.pall@fhf-gd.de.
Selbsthilfegruppe
für Frauen, die seelische oder körperliche Gewalt erfahren haben oder sich in einer schwierigen Partnerschaft/Trennung befinden: selbsthilfe@fhf-gd.de