Nahwärme aus regionalen Holzhackschnitzeln: Bürgerversammlung am 13. März 2025 in der Stuifenhalle
Im Vergleich zu Gas und Öl ist Biowärme langfristig preisstabiler
Über 100 interessierte Bürger waren der Einladung der Gemeinde in die Stuifenhalle gefolgt, um sich von Jürgen Hagenlocher, Projektingenieur der Betreiberfirma Süwag Grüne Energien und Wasser AG & Co. KG, und seinen Kollegen sowie Otfried Zils vom Ingenieurbüro Fuchs auf den neuesten Stand zum Thema Nahwärme in Waldstetten bringen zu lassen und ihrerseits Fragen dazu zu stellen. Durch den Neubau des Rathauses kam das Thema Nahwärme auf, denn sowohl der neue Polizeiposten als auch die Hallen und alle Schulgebäude werden daran angeschlossen. Und weil es dann noch nicht ausgereizt ist, können Anrainer davon ebenfalls profitieren.
Um den Anwesenden den technischen Aspekt aufzuzeigen, erfuhren sie zuerst, wie die Wärme ins Haus kommt und darauffolgend, wo und wie diese erzeugt wird. Die Heizzentrale findet ihren Standort unterhalb der Schwarzhornhalle. Ingenieur Otfried Zils erläuterte, dass die Energiezentrale die Verbraucher mit zwei Heizkesseln für Holzhackschnitzel mit je 400 Kilowatt (kW) Leistung sowie einem Heizöl-Kessel mit einer Leistung von 1500 kW für Spitzenlasten versorge. „Der Brennstoffbedarf besteht dabei zu 97 Prozent aus Holzhackschnitzeln sowie 3% aus Heizöl bis 2040, danach aus Bioöl“, so der Referent. Die Länge des Verteilernetzes betrage 2.300 Trassenmeter. Die rechtlichen Rahmenbedingungen gemäß dem Gebäude-Energie-Gesetz sowie Erneuerbare-Wärme-Gesetz BW wurden ebenso beleuchtet wie die vier Möglichkeiten, die den Bürgern offenstehen: Nochmals Gas-/Öl-Heizung, Wärmepumpe/Holzpellets, Nahwärme oder einfach abwarten.
Um vor Augen zu haben, mit welchen Kosten Besitzer eines Einfamilienhauses kalkulieren müssen, schlüsselte Süwag-Projektingenieur Jürgen Hagenlocher die einzelnen Positionen auf:
Anschlussgebühren für die Herstellung des Hausanschlusses 21.250 Euro
abzüglich 30% Süwag-Geschwindigkeitsbonus - 6.375 Euro
beim Hauseigentümer verbleibende Kosten 14.875 Euro
Lieferung der Übergabestation durch Süwag 8.330 Euro
abzgl. Förderung nach BEG-EM (50 %) - 4.165 Euro
beim Hauseigentümer verbleibende Kosten 4.165 Euro
Umbau im Gebäude: laut individuellem Handwerkerangebot, z.B. 12.000 Euro
abzgl. Förderung nach BEG-EM (50 %) - 6.000 Euro
beim Hauseigentümer verbleibende Kosten 6.000 Euro
gesamte beim Hauseigentümer verbleibende Kosten 25.040 Euro
„Aber Sie haben dann ausgesorgt, es gibt keine Kosten für Kaminfeger oder Reparaturen mehr“, ergänzte Hagenlocher die Aufstellung. Die laufenden Kosten für das Einfamilienhaus schlüsselte er so auf: 6,38 Cent pro Kilowattstunde (kWh) machen bei einem Bedarf von 14.000 kWh – dies entspricht etwa 1.750 Liter Heizöl oder 17.500 kWh Erdgas - einen Arbeitspreis von 893,20 Euro. Dazu komme ein jährlicher Grundpreis von 1.492,55 Euro, was Jahreswärmekosten in Höhe von 2385,75 Euro ergebe. Das entspricht monatlichen Kosten von 198,81 Euro. Dabei sei die jederzeitige Störungsbeseitigung im Grundpreis enthalten. Damit die Nahwärme langfristig bezahlbar bleibe, können die Wärmepreise von der Süwag nicht jährlich neu festgesetzt werden, vielmehr seien langfristige Verträge erforderlich und ein Versorgerwechsel nicht möglich. Biowärme habe einen hohen Fixkostenanteil (64 %) und nutze überwiegend lokale Energiequellen (65 % Holzanteil). Im Vergleich zu Gas und Öl sei daher die Biowärme langfristig preisstabiler.
Vorerst beschränkt sich das Angebot auf die direkten Anlieger der Brunnengasse und davon abgehenden Seitenstraßen, den Kirchberg, den Rathausbereich und einen Teil der Gmünder Straße. „Doch für einen wirtschaftlichen Betrieb ist eine Mindestanschlussquote erforderlich: Dort wo nur wenige Eigentümer mitmachen, gibt es keine Nahwärme“, betonte Hagenlocher.