Bürgerversammlung zum Thema „Rathaus Waldstetten“ am 15. Oktober 2015 in der Stuifenhalle
„Der Baukörper des maroden Gebäudes passt nicht mehr zu Ihnen und Ihrer Ortsmitte“
Überraschend groß ist das Interesse der Waldstetter Bürgerschaft an der Zukunft „ihres“ Rathauses. Rund 220 Personen kamen zur Bürgerversammlung am Donnerstagabend in der Stuifenhalle und lauschten den Rednern zu deren Ausführungen zu der Frage: Wird es saniert und erweitert oder neu gebaut? Um es vorweg zu nehmen: Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger sprachen sich klar und eindeutig für einen Rathaus-Neubau aus.
Zu Beginn fasste Bürgermeister Michael Rembold nochmals zusammen, welche Überlegungen in den vergangenen Monaten im Raum standen und wer daran in den einzelnen Stadien beteiligt war. Wichtig war ihm dabei, dass sich „niemand a Schlössle realisieren“ wolle. Es aber eine gute Funktionalität für Mitarbeiter und Bürger mit Barrierefreiheit und Brandschutz bieten müsse. Zudem liege ihm eine wirtschaftlich überzeugende Lösung am Herzen. Anschließend stellte er die einzelnen Referenten des Abends vor. Einen detaillierten Einblick verschaffte als erstes Jörg Steiner von der Immobilienberatung REMAssets in Stuttgart als neutraler Partner der Gemeindeverwaltung in das 9,42 Mio. (Sanierung) beziehungsweise 9,09 Mio. (Neubau) teure Projekt. Er zeigte die fünf Projektziele auf: Wirtschaftlichkeit, „Haus des Bürgers“, Raumgestaltung, Raumprogramm und Umgebungsgestaltung. Als nächster Sprecher wandte sich Hans-Joachim Reglin von der Stadtentwicklung Südwest (STEG) an die Zuhörer und erläuterte die Ergebnisse der Gemeinderatsklausur. Bei dieser Zusammenkunft waren die Gemeinderatsmitglieder in einzelne, fraktionsgemischte, Gruppen eingeteilt und mussten das Pro und Kontra Neubau erarbeiten. Sowohl der Gemeinderat, im Rahmen seiner Gemeinderatsklausur, als auch die Referenten sprachen sich für eine Neubaulösung aus.
Es folgte eine Fragerunde für die Bürgerschaft. Themen waren dabei unter anderem: Bleibt der Polizeiposten sicher in Waldstetten? Wo kommen die Pfadfinder unter, wenn das derzeitige „Pfadi-Heim“ einem Abriss zugunsten des neuen Rathauses zum Opfer fällt? Zudem zeigte Architekt Dieter Engelhardt seine Gedanken zugunsten einer Sanierung mit Erweiterung auf, die seiner Meinung nach preiswerter liege und nannte letztlich einen Neubau eine „Feiglingslösung“.
Professorin Dr. Martina Baum vom Städtebau stellte unumwunden fest: „Der Baukörper passt nicht mehr zu Ihnen und Ihrer Ortsmitte! Er empfängt Sie nicht mehr.“ Sie ist der Meinung, dass ein Rathaus die Bürger einladen soll, ein Rathausvorplatz ein Ruhepunkt zwischen dem Einkauf beispielsweise sein solle. Und schloss mit der Aussage „ein Rathaus ist ein aktiver Teil des Gemeindelebens“ ihren Bericht. Architekt Hans-Peter Eisele erzählte anschließend von der Einweihung des Rathauses, die er begleitet hatte. Bereits damals wurde der Baukörper mit Umfeld kritisiert. Daher empfahl er einen Neubau, der ein Ortszentrum werden solle. Professor Gerhard Waibel, der ebenfalls für einen Neubau plädierte, wies darauf hin, dass die Inhalte der Ausschreibung gut durchdacht sein müssen und auch ein Augenmerk darauf gerichtet werde, was den Ortskern aufwerte.
Architektur-Professor Michael Roeder verglich die Sanierung des Waldstetter Rathauses mit der Restaurierung eines Porsche aus den 60er-Jahren: Selbst wenn marode Teile durch Originalteile ausgetauscht würden, wäre es nicht mehr das Ursprungsfahrzeug. Die vorliegenden neutralen Fakten und eine rationale Betrachtungsweise, so Professor Roeder, sprechen für einen Neubau des Rathauses.