Waldstetten (Druckversion)
Autor: Frau Herkommer
Artikel vom 08.10.2019

Soirée am 7. Oktober im Waldstetter Rathausfoyer: Franz Merkle im Gespräch mit Generaloberin Schwester Veronika Mätzler über das von ihr 2005 ins Leben gerufene Hospiz in Ellwangen

Die wichtigste Zeit ist die Gegenwart, der wichtigste Mensch ist Dein Gegenüber

Wer erwartet hatte, dass die Soirée zum Thema Hospiz am Montagabend im Waldstetter Rathaus sehr ernst und bedrückend werde, hatte sich getäuscht. Denn das, was Generaloberin Schwester Veronika Mätzler über ihr Leben erzählte, animierte oftmals zum Schmunzeln und in Erinnerungen schwelgen.

Ehe die Anna-Schwester der Franziskanerinnen in Ellwangen über das von ihr ins Leben gerufene Hospiz erzählte, erhielten die Zuhörer Einblick in das Leben der 52-Jährigen. Entgegen der Vermutung, dass zu ihrer Familie bereits Pfarrer oder Ordensschwester zählen, spielte der Sport statt dem christlichen Glauben eine große Rolle. Auch für Tochter Veronika. Fußball und Skifahren begleiteten ihre Jugend und der erste ergriffene Beruf war der einer Bankkauffrau. Während der Ausbildung dazu wuchs sie durch Kolping in den Glauben und fragte nach dem Sinn des Lebens und, ob dieser Beruf das sei, was ihr Leben ausfüllte. Nach dem Besuch des Franziskusfestes im Kloster Sießen kündigte die junge Frau bei der Bank und ging ein halbes Jahr zu den Ellwanger Franziskanerinnen. „Doch der Weg war weiterhin unklar“, erzählte die Anna-Schwester. Also begann sie danach eine Ausbildung zur Krankenschwester. Und dabei kam in ihr Heimweh nach ihren Mitschwestern auf: „Mir fehlten die Disziplin, Konsequenz und das Gebetsleben. Ich hatte meinen Weg gefunden.“ Sie absolvierte ihre Ausbildung und trat anschließend ins Kloster ein. Weiterhin arbeitete sie in ihrem Beruf, in dem sie unter anderem auf der Gynäkologie Frauen begleitete, die eine Krebsdiagnose erhielten. Diese Begleitung fortzusetzen, war ihr sehr wichtig. Und als dann der junge Arzt Dr. Friedrichson aus Westhausen bei ihr anfragte, ob die Anna-Schwestern ein Hospiz errichten könnten, „rannte er bei mir offene Türen ein“, erinnert sich Schwester Veronika. Im Kloster werde bis heute das Abschiednehmen praktiziert: Das Sterben ins Leben hereingeholt, denn Sterben gehöre zum Leben wie die Geburt. Am 1. Juli 2005 nahm das Hospiz seinen Betrieb mit acht Betten getreu dem Leitspruch „Wir können dem Leben nicht mehr Tage, aber den Tagen mehr Leben geben“ auf.
Merkles Frage „Wer kommt ins Hospiz?“ war leicht beantwortet, denn diese greift auf Kriterien der Krankenkassen zurück: Der Patient hat nur noch eine begrenzte Lebenszeit von wenigen Wochen oder Monaten, bedarf aufwändiger Pflege und palliativ-medizinischer Maßnahmen. 95 Prozent haben zudem ein Karzinom. Dabei spiele die Konfession für die Franziskanerinnen keine Rolle. Obgleich das Hospiz-Team eine spezielle Ausbildung absolviert hat, sei vor allen Dingen wichtig, zuzuhören. „Unsere Gäste bringen eine ganze Lebensgeschichte und ein Beziehungsnetz mit. Da sind Zuhören und das wertschätzende Begegnen auf Augenhöhe wichtig.“ Daher könne jeder Hospizarbeit leisten, der das Herz am rechten Fleck hat. „Hospizarbeit ist die Arbeit im Jetzt. Die wichtigste Zeit ist die Gegenwart, der wichtigste Mensch ist Dein Gegenüber. Hospizarbeit bedeutet Lachen und Weinen, denn beides gehört zum Leben.“

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