Waldstetten (Druckversion)
Autor: Frau Herkommer
Artikel vom 25.10.2022

Abbruch des Alten Rathauses in den ersten drei Oktoberwochen 2022

Knapp 60 Jahre Heimat der Rathausbediensteten sind Geschichte

Das Alte Rathaus an der Hauptstraße 1 in Waldstetten wurde in den Jahren 1963/1964 geplant und errichtet. Es diente knapp 60 Jahre lang als Heimat der Rathausbediensteten. Während dieser Zeit hat sich das Verwaltungsgebäude auch zu einem echten Bürgerzentrum entwickelt, in dem viele Veranstaltungen und Begegnungen von Vereinen, Organisationen, sozialen Einrichtungen und Künstlern stattfanden.

So war das Alte Rathaus über Jahrzehnte ebenso Heimat unseres Polizeipostens, der Feuerwehr und der Kleinkindbetreuung „Feuerwehrwichtel“. Zudem fand unser Bürgermobil dort seine Herberge. Genauso spielte die Jugend über Jahre in den Kellerräumen, im altehrwürdigen „Kreml“, eine gewisse Rolle.

„Nachdem sich das Gebäude über die Jahrzehnte hinweg zusehends mehr verschlissen hatte und die Standards an den Brandschutz, an die energetische Ausstattung, an wichtigen technischen Anlagen, an die sanitäre Ausstattung und an die Barrierefreiheit wuchsen, stellte sich die Frage: ‚Generalsanierung und Erweiterungsbau oder Neubau mit Tiefgarage?‘, blickt Schultes Michael Rembold zurück.

Ein neutrales und unabhängiges Immobilienbüro sowie die Stadtentwicklungsgesellschaft „STEG“ gingen dieser Frage intensiv nach und brachte sodann das Ergebnis, dass eine Sanierung im notwendigen Umfang für ein öffentliches Gebäude mitsamt einem Erweiterungsbau mindestens dieselben Kosten und Aufwendungen verursacht, als ein Neubau. Mitunter seien die Risiken für „Unvorhergesehenes“ bei einer Sanierung deutlich höher, als bei einem Neubau und das Gebäude könne besser auf dem Areal platziert werden (Abstand zur Straße), so die wichtigsten Aussagen von Fachleuten.

In der Tat hatte das Gebäude keine Gebäudedämmung, das Flachdach war alter Prägung, sämtliche Fenster verschlissen und ohne Isolation, alte zweiphasige Stegleitungen durchzogen sich in den Räumen, alte Wasserleitungen mit Gefahr von Rohrbrüchen, eine Gasheizung aus den 80er-Jahren mit hohen Ausfallraten, keine Barrierefreiheit im Gebäude (Aufzugnachrüstung wäre notwendig geworden), Brandschutznachrüstung bzw. die Bildung von Brandabschnitten wären bei einem Eingriff in das Gebäude erforderlich gewesen, sanitäre Anlagen hätten zur Nachrüstung nach der Arbeitsstättenverordnung angestanden, eine EDV-Verkabelung gelangte an seine Grenze und vieles mehr.

Im Ergebnis wäre nur noch eine rechteckige Hülle übriggeblieben, welche wohl sanierungsbedürftig gewesen wäre. So die eindeutige Faktenlage.

„Von daher hatten sich die Bürgerschaft in einer Bürgerversammlung und der Gemeinderat mit jeweils hohen Zustimmungsraten für einen Rathaus-Neubau ausgesprochen“, so Rembold weiter. Das Bauvorhaben sollte nach den ersten Planungsabsichten ab dem Jahr 2017 zur Ausführung kommen. Nachdem die Gemeinde nach einem großen kommunalpolitischen Einsatz den Zuschlag für eine Gemeinschaftsschule erhalten hatte, wurde das Rathaus erstmalig wegen einem notwendigen Schulerweiterungsbau geschoben. Von daher sah die Planung einen Neubau ab dem Jahr 2020 vor. Nachdem die Pandemie ab dem 13. März 2020 Einzug gehalten hatte, wurde das Rathaus abermalig geschoben, bis dessen Auswirkungen klarer zu fassen wären, so der Tenor.

Mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges am 24. Februar 2022 kam ein weiterer schwerer „Prüfstein“ mit hinzu. Mit bedacht haben sich Gemeinderat und Verwaltung darauf verständigt, in einem weiteren Schritt den Rathaus-Abbruch anzugehen und die Ausführungsplanung in Form des Baugesuchs voranzutreiben. Für den Abbruch und für einen Neubau hat sich die Verwaltung schon teilweise Fördermittel gesichert.

„Nun ist anvisiert – wenn der Gemeinderat grünes Licht dazu gibt -, dass mit dem Neubau des Rathauses endgültig im Herbst 2023 gestartet wird. Dafür sprechen, dass die Gemeinde bereits bewilligte Zuschüsse bekommen hat, welche zeitlich limitiert sind, weitere Baukostensteigerungen bei weiteren Verzögerungen abzusehen sind, die notwendige Bereitstellung des heutigen Interims-Rathauses für weitere Flüchtlingszuzüge aus der Ukraine, anderen Staaten und Familien aus der Gemeinde drängender denn je wird sowie verauslagte Planungskosten angefallen sind“, gibt der Bürgermeister Einblick in die weiteren Planungen.

Am 4. Oktober startete das Abbruchunternehmen Josef Halt aus Ellwangen mit dem so genannten Baggerbiss und riss das Gebäude in Laufe der folgenden zwei Wochen Stück für Stück unter den Augen zahlreicher interessierter Zuschauer ab. Um den Gebäudeteil zur Hauptstraße hin sicher abreißen zu können, wurde die Straße ab dem 18. Oktober zur Einbahnstraße. Seit Freitag, 21. Oktober, ist das Alte Rathaus nach knapp 60 Jahren Geschichte.

Nach Abschluss der restlichen Abbrucharbeiten wird der Platz zunächst im eingezäunten Zustand belassen.

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