Waldstetten (Druckversion)

Aktuelles Amtsblatt

Autor: Frau Herkommer
Artikel vom 13.10.2020

Glaubenswege-Wanderung am 11. Oktober 2020 von Waldstetten nach Weilerstoffel

Auf den Spuren von Bildstöcken, Feldkreuzen und Gotteshäusern

Die Tourismuskooperation der Städte und Gemeinden Schwäbisch Gmünd, Göppingen, Heubach, Lau-terstein, Waldstetten, Ottenbach, Bartholomä, Essingen, Böbingen a.d.Rems und Mögglingen führt all-jährlich eine gemeinsame zentrale Glaubenswege-Wanderung durch. In diesem Jahr lud unsere Gemein-de zu der geführten Wanderung von Waldstetten nach Weilerstoffel ein. Unter der Leitung von Cornelia Nesper und Anton Kaiser lernten die Teilnehmer 11 Kleindenkmale und deren Geschichte auf einer kurzweiligen Wanderung kennen.

83 Kleindenkmale gibt es auf der Gemarkung Waldstetten, Weilerstoffel und Tannweiler sowie 32 Kleindenkmale auf der Gemarkung Wißgoldingen, die inzwischen von Bernd Krieger, Cornelia Nesper und Anton Kaiser für den Heimatverein erfasst und dokumentiert sind. Nach dem Segen von Pfarrer Andreas Braun und einem gemeinsam gebeteten „Vater unser“ begrüßte Schultes Michael Rembold die vorwiegend aus Waldstetten stammenden Teilnehmer an der St. Laurentiuskirche und dankte den drei Organisatoren für die Ausarbeitung der Strecke.
Danach ging es zum Hausbild am Schulhaus Kramer. Dieses, an der rechten Wand oberhalb des Eingangs angebrachte Steinrelief zeigt, passend für ein Schulhaus, Jesus mit einer Gruppe Schulkinder, die er unterrichtet und segnet. Anschließend gab der Schüler Niklas Lorösch Einblick in die Geschichte der St. Laurentius-Kirche, zu der er ein Referat geschrieben hatte. Dies war besonders imposant, da er die nunmehr dritte Kirche in ihrer gesamten Größe in seinem Rücken hatte. Bereits um 1220 wurde erstmals auf dem „Berg oben“ eine kleine Steinkirche mit einem Holzturm erbaut. Nachdem die Pfarrei um 1900 über 2.000 Einwohner zählte, war diese Kirche zu klein geworden und wurde 1905 abgebrochen. Ein Ortsbild prägender Neubau folgte. Architekt Joseph Cades aus Bad Cannstatt entwarf eine neuromanische, dreischiffige, sattelgedeckte Pfeilerbasilika mit einem Querhaus und einem eingezogenen Chor. 1965 schuf der Gmünder Künstler Josef Baumhauer die Glasfenster im Chorraum. In sakraler Farbensymbolik gestaltete er Jesus als den guten Hirten, St. Patrizius, den Patron der Bauern, sowie den Hl. Laurentius, den Patron dieser Kirche. „Laurentius lebte im 3. Jahnhundert n.Chr. in Rom. Seine Sorge galt den Kranken, Schwachen und Bedürftigen. Laurentius starb am 10. August 258 den Märtyrertod auf dem Feuerrost, da er sich geweigert hatte, den Kirchenschatz an den römische Kaiser Valerian zu übergeben. Laurentius‘ Attribute sind der Eisenrost und die Märtyrerpalme. Er ist der Schutzpatron der Bäcker, Bierbrauer und Köche. Auch bei einem Hexenschuß soll er helfen“, so der geschichtsinteressierte Schüler.

Weiter ging es dann zum Marienfelsen am katholischen Pfarrhaus, dem jüngsten Kleindenkmal in unserer Gemeinde (2010 auf Initiative von Pfarrer Ernst-Christof Geil erstellt). Eines der ältesten Kleindenkmale von Waldstetten, ein Bildstock, steht am südlichen Aufgang zur katholischen Kirche. „Ein Bildstock ist eine Säule oder ein Pfeiler mit deutlichem tabernakelartigem Aufsatz. Er ist an den Innen- und/oder Außenseiten mit Bilddarstellungen, Flachreliefs oder Kleinplastiken geschmückt. Höhepunkte der Bildstocksetzung waren in der Gothik, 13. bis 16 Jahrhundert und im Früh-Barock, 17. Jahrhundert. Der Bildstock am Aufgang zur Kirche wurde 1772 aus Sandstein geschaffen. Es ist eine Rundsäule, die mit drei übereinander angeordneten Reliefdarstellungen verziert wurde. Er besitzt keinen Tabernakel nur ein kegelförmiges Dächlein“, wusste Cornelia Nesper zu berichten.

Nächstes Ziel der Wanderung war die Statue vom Heiligen Johannes von Nepomuk aus dem Jahr 1777. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals versetzt. Zuerst stand sie an der Brücke des Waldsetter Baches nahe des heutigen Rathauses, dorfabwärts auf der rechten Seite. Der Bach ist inzwischen überdolt. 1871 wurde „der Nepomuk“ an den heutigen Standort versetzt. Laut Bernd Krieger ist die Entste-hungsgeschichte ist wie folgt überliefert: „Die Frau von Matthäus Betz war mit 40 Jahren noch immer kinderlos. Ihr Mann legte das Gelübde ab, einen Hl. Nepomuk zu stiften, wenn ein Kind geboren werden würde. Und als selbiges, a Buale, auf die Welt kam, löste Matthäus Betz sein Gelübde 1777 ein. Dieses Buale bekam in später Jahren mit seiner Frau 16 Kinder.“ Die Statue ist aus Sandstein gefertigt und un-terliegt daher besonders stark der Verwitterung. So wurden wohl im Laufe der Zeit mehrere Restaurierungen durchgeführt. Letztmals wurde die Staute 2001 restauriert. Sie bekam jetzt einen Umbau und ein Dach, das sie vor Regen schützen soll.

Daraufhin lernten die Teilnehmer einige Feldkreuze kennen. Dies sind Kreuze, die an einem Weg, einer Straße, einer Wegkreuzung, am Feldrand oder im Wald aufgestellt sind. Sie werden Flurkreuz, Feldkreuz, Wegkreuz oder Wegekreuz genannt. Solch ein Kreuz kann aus Holz, Stein oder Metall geschaffen sein. Häufig sind Flurkreuze als Kruzifixe, das heißt mit der Darstellung des gekreuzigten Christus gestaltet. Der historische Standort eines Flurkreuzes ist meist mit einer besonderen Bedeutung verbunden. Diese Bedeutung geht oftmals verloren, wenn das Kreuz an einen neuen Standort versetzt wird. Feldkreuze stehen aber auch als Schutzzeichen an Feldrändern oder am Wiesenrand. So segnet es die Felder und erinnert die Vorübergehenden an Gott. Leider ist bei vielen Wegkreuzen der Grund der Errichtung oder die Widmung nicht mehr bekannt. Stets erinnert das Kreuz jedoch an das Leiden und den Tod Jesu Christi. Die Mehrzahl der noch vorhandenen Holzkreuze stammt aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Weitere Kreuze und deren Entstehung wurden an der Scheune vom Oberen Gallenbauer, an der Wiese kurz nach dem Feuerwehrhaus, im „Eigen“, an der Weggabelung Zusenhof/Saurenhof, auf dem Edelhof sowie im Garten der Familie Eyrainer näher kennengelernt. Interessant beim Kreuz nahe dem Feuerwehrhaus ist, dass dieses in direkter Linie zum Steinkreuz im Eichhölzle steht und beide vermutlich zeitgleich, als Dank für Kriegsheimkehrer des Weltkrieges, aufgestellt wurden.

Abschluss der Wanderung war an der Patriziuskapelle, einem Kleinod des Kirchenbaus mit einer besonderen Geschichte. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die Bauern von Weilerstoffel immer wieder von Viehseuchen heimgesucht. Sie suchten Hilfe durch Gebete bei den Schutzheiligen. Aus Dank-barkeit wegen des „empfangenen göttlichen Schirmes“ gelobten sie im Jahre 1753 den Bau einer Kapelle. Architekt der Kapelle war Arnold Friedrich Prahl. Die Kapelle wurde dem Schutzheiligen für das Vieh, dem Heiligen Patrizius, geweiht. Dessen Fest wird von der Kirche seit 1687 am 17. März gefeiert und ist das größte kirchliche Ortsfest in Weilerstoffel. Als sich im 20. Jahrhundert sichtbare Mängel am Gebäude zeigten, wurde eine umfassende Renovierung und Neugestaltung des Innenraums notwendig. 2004 zum 250-jährigen Jubiläum der Patriziuskapelle, erstrahlte das Kirchlein außen und innen in neuem Glanz.

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