Waldstetten (Druckversion)

Aktuelles Amtsblatt

Autor: Frau Herkommer
Artikel vom 20.11.2023

Gedenkstunde zum Volkstrauertag am 19. November auf dem Waldstetter Friedhof

Friede wird als selbstverständlich erachtet, bis Krieg ausbricht

„Wie spielt man Frieden?“ – diese Frage stand am Ende des von Jugendbeirat Elias Hofele zitierten Textes von Jörg Zink zu Beginn der Feierstunde zum Volkstrauertag. „Wie spielt man Frieden?“ – eine eigentlich unverfängliche Frage und doch so wichtig in der heutigen Zeit. „Wir alle kennen Krieg spielen mit Waffen, Gegnern und auf einem möglichst großen Areal. Denn jene, die ihn nicht erlebt haben, wissen nicht, was Krieg bedeutet. Wir können es nicht fassen“, griff der evangelische Vikar Michael de Campos den Text auf. Vielleicht sei das das Reizvolle daran, Krieg zu spielen, überlegte er laut. „Es gibt keine Hollywood-Filme oder Schlagzeilen auf den Titelseiten der Zeitungen zum Thema Friede“, gab er weiter zu bedenken. Friede werde als selbstverständlich erachtet, bis Krieg ausbricht. Doch die Gewissheit, dass kein Krieg mehr kommt, sei mit Beginn des Ukraine-Krieges dahin gewesen: „Vielleicht haben wir uns zu wenig für den Frieden eingesetzt.“ 20 Kriege und bewaffnete Konflikte gebe er derzeit, zählte de Campos auf. Dabei habe Jesaja einst die Friedensvision verkündet, dass "Schwerter zu Pflugscharen" und "Spieße zu Sicheln" werden.

Schultes Michael Rembold hatte ein Zitat Immanuel Kants an den Anfang seiner Ansprache gestellt: „Der Friede ist das Meisterstück der Vernunft“. Er beginne im Kleinen, in der Familie, wusste der Bürgermeister. „Wir sehen in der ganzen Welt, wozu Hass und Animosität führen. Gemeinsam zusammenstehen ist wichtig und in unterschiedlicher Weise möglich“, betonte er. Das ganze Jahr begleiten uns Veranstaltungen örtlicher Vereine und Organisationen. „Da fühlen wir uns wertgeschätzt. Unser Leben ist geprägt von Gefühlen. Warum können wir die Meinung anderer schlecht respektieren?“ fragte Rembold. 90 Jahre seien vergangen seit der Machtergreifung Hitlers, blickte Rembold zurück. 182 Menschen mussten ihr Leben im Zweiten Weltkrieg lassen – nahezu jede Familie war betroffen. Alljährlich gedenken wir dieser Soldaten und jenen 70, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren.

„Ein Gedicht über den Krieg schreiben, wenn man nur Frieden kennt“ – diese Antikriegslyrik von Janina Bodi zitierten beeindruckend die Zehntklässler der Franz von Assisi-Schule Raffaela Grampes, Mia Herkommer, Paul Riedle, Nikita Wagner sowie Isabel Waker in der Aussegnungshalle. Während ihre Klassenkameraden davon berichteten, dass sie keinen Krieg kennen, sondern nur von Büchern und Erzählungen, erzählte Raffaela Grampes von 18-jährigen Soldaten, die in den Russlandkrieg ziehen mussten. Sie berichtete, wie diese jungen Leute gerade das Leben kennenlernten und nun auf andere schießen mussten, wie sie Hunger litten, Essen stahlen und am 6. Tag der Invasion in der Ukraine zu Tode kamen. Ergänzend dazu sang Paul Riedle nach dem gemeinsamen Trauerzug zum Ehrenmal, begleitet von Blechbläserensemble des Waldstetter Musikvereins, die ersten beiden Zeilen des bekannten Liedes „Der gute Kamerad“, dem ein Gedicht Ludwig Uhlands zugrunde liegt, das dieser 1809 während er napoleonischen Befreiungskriege schrieb. „Bis heute ist dieses Gedicht doch ein Ausdruck unsagbaren Leids und ein Aufruf zum Frieden“, schloss Lehrer Tilman John den Beitrag seiner Schüler.

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