Gründung der N!Kom: Gesellschaft für Nachhaltigkeit in Kommunen zum 1. Januar 2023
Die Gemeinde Waldstetten ist Gründungsmitglied und Mitgesellschafterin
Die Erderwärmung und ihre Folgen zu begrenzen, hat sich längst zur Angelegenheit aller Staaten und Einzelpersonen entwickelt: Jeder zielführende Beitrag zählt. Angesichts der brisanten Lage hat auch Baden-Württemberg klare Ziele formuliert. Bis 2030 möchte das Land seinen Ausstoß an Treibhausgasen im Vergleich zum Jahr 1990 um mindestens 65 Prozent senken, bis 2040 soll eine Netto-Treibhausgas-Neutralität, die sogenannte „Klimaneutralität“ erreicht sein.
Intelligente kommunale Wärmeplanung
Bei der Erreichung dieser Ziele kommen den Kommunen als Organisationsform der Bürger*innen und angesiedelten Betriebe entscheidende Aufgaben zu. Eine Orientierung liefert die Agentur für Erneuerbare Energien: Sie sieht als Quellen des Emissionsausstoßes zu 26,5 % den Verkehrsbereich (ohne Strom und int. Luftverkehr), zu 21,4 % den Nettostromverbrauch und zu 52,1 % die Bereiche Wärme und Kälte (ohne Strom).
Daraus ergibt sich, dass eine intelligente kommunale Wärmeplanung wesentlich zur Lösung beiträgt. Damit jedoch verbinden sich erhebliche Planungsleistungen – in den Bereichen Kommunikation, Wohnraum und Mobilität ebenso wie in puncto Beleuchtung, Wasser und Wärme. Insbesondere kleinere Städte und Gemeinden sind hier vor dem Hintergrund des Mangels an Personal, Zeit und Geld absehbar überlastet.
Die N!Kom als kommunale Dienstleistungsgesellschaft
Im Sinne des Erreichens der Klimaschutzziele haben daher Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle, Oberkochens Bürgermeister Peter Traub und SWG-/GEO-Geschäftsführer Tobias Koller die Initiative ergriffen. „Durch die Gründung der Dienstleistungsgesellschaft N!Kom – der Name steht für ‚Nachhaltigkeit in Kommunen’ – möchten wir Ressourcen bereitstellen, welche die angeschlossenen, teils kleineren Kommunen gezielt nutzen können“, so Henle. „Ihr gezieltes Vorgehen soll einen raschen, effektiven Ergebnisbeitrag im Sinne der Senkung des CO2-Ausstoßes bringen!“
Als Weg ans Ziel diene intelligente Wärmeleitplanung, durch welche die N!Kom die Wärme- und Energieversorgung in den Kommunen wirkungsvoll transformieren möchte: Dort sollen die Aufgaben leistbar, das Gesamtprojekt finanzierbar bleiben. „Die N!Kom agiert als Servicegesellschaft – beratend, organisierend, koordinierend und unterstützend“, stellte der künftige Geschäftsführer Tobias Koller in Aussicht. Bürgermeister Peter Traub, Oberkochen, ergänzte: „Die Musik spielt bei der Erreichung der ehrgeizigen Klimaziele in den Kommunen. Wir haben eine starke Lok Giengen, die zieht, eine weitere Lok Oberkochen, die schiebt und viele Partner dazwischen. Bindeglied ist ein innovativer Geschäftsführer, der die Motoren am Laufen hält!“
Durchgängige Prozesse mit individuellem Zuschnitt
Aufbauend auf eine Situations- und Potenzialanalyse in jeder beteiligten Kommune formuliert die N!Kom die jeweils passende Wärmeplanungs-Strategie und nach Freigabe durch den Gemeinderat die zugehörige Planung. Ergänzend berät sie die Kommunen hinsichtlich der Umsetzung, übernimmt das Projekt- ebenso wie das Risikomanagement und sorgt für sichere Qualität und eine maximale Ausnutzung der verfügbaren Fördermittel. In Kooperation mit externen Unternehmen unterstützt sie später auch die Betriebsphase. Die Investition an sich übernehmen die Kommunen selbst: Die N!Kom investiert also nicht in Assets.
„Entscheidende Punkte“, so Tobias Koller, „werden auch die Öffentlichkeitsarbeit und die Bürgerbeteiligung sein!“ Dies bekräftigte Kämmerer Gerhard Seiler, Waldstetten, in Vertretung von Bürgermeister Michael Rembold: „Im Hinblick auf unser Nahwärmenetz in der Ortsmitte haben wir großes Interesse der Bürgerschaft gespürt. Durch den Ukraine-Krieg und das damit verbundene Ziel, sich von Gaslieferungen Russlands unabhängig zu machen und die Verwendung fossiler Brennstoffe deutlich zu reduzieren, hat die Energiewende nicht nur vor dem Hintergrund des Klimawandels an Dynamik gewonnen.“
Gezielte Entlastung bei effektivem Ergebnisbeitrag
Vor dieser Herausforderung stehen alle Kommunen. Die Leistung der N!Kom entlastet sie gezielt, ihr Ergebnisbeitrag und damit ihre Verantwortung wird gesichert. Sie nutzen das Know-how von Fachleuten, die sie alleine aus Kostengründen nicht beauftragen könnten und minimiert die Schnittstellen. Bürgermeister Adrian Schlenker, Mögglingen, sieht hier einen wesentlichen Vorteil: „Jeder für sich täte sich schwer, entsprechende Ingenieure und Planer zu gewinnen. Nun haben wir eine Lösung im Verbund: Es ist eine Win-Win-Situation.“ Ideal sei daran der kommunale Hintergrund der N!Kom, bekräftigte sein Kollege Traub: Er sichere das Verständnis für kommunale Belange und die Erfahrung aus vergleichbaren Transformationsprozessen in den Städten Giengen und Oberkochen. Gleichzeitig blieben die Kommunen in ihrer Infrastruktur komplett selbstbestimmt: „Der Gemeinderat definiert die zu vergebende Leistung, er gibt Strategie, Planung, Budgets und die Investitionen in die zugehörigen Assets frei!“
Gründung bis zum 1. Januar 2023
Die Gründung der interkommunalen Dienstleistungsgesellschaft N!Kom GmbH & Co. KG soll bis zum 1. Januar 2023 erfolgen. 51 % der Anteile liegen bei der DiG[i]Komm (Stadt Giengen) und der Stadt Oberkochen, die Kommunen Heubach, Mögglingen, Böbingen, Essingen, Hermaringen und Waldstetten sollen zusammen 30 % halten. Weitere 19 % zeichnen die Hauptanteilseigner pro forma. OB Dieter Henle kommentierte: „Der Zug ist gestartet, weitere Kommunen können gerne aufspringen. Wir sehen Energieversorgung und kommunalen Klimaschutz als Daseinsvorsorge. Ziel der Gesellschaft N!Kom ist nicht Gewinnerzielung, sondern das Steuern der zugehörigen Transformationsprozesse in einer eigenen Gesellschaft. Das Einbringen des Startkapitals ist ein Bekenntnis der Gründungskommunen zum aktiven Angehen der Aufgabe: Sie kennen die örtlichen Verhältnisse am besten, der jeweilige Gemeinderat entscheidet, welche Dienstleistung er abruft.“
Geschäftsführer Tobias Koller erhält im technischen Bereich Unterstützung durch Prof. Dr. Martina Hofmann, die an der Hochschule Aalen einen Lehrstuhl für Erneuerbare Energien innehat. Zudem beschäftigt die N!Kom einen externen Berater, vom Land geförderte Klimaschutz-/Energiemanagement-Fachleute und ergänzende Mitarbeitende. „Wir sehen in der N!Kom nicht nur eine perfekte Problemlösung in diesem Bereich, sondern auch ein Modell dafür, wie Kommunen effektiv und auf Augenhöhe zusammenarbeiten können“, kommentierte der Giengener Oberbürgermeister. „Sie ist eine in jeder Hinsicht zukunftsweisende Initiative!“