8. Kunstprojekt der Waldstetter Wäschgölten in Kooperation mit der Stiftung Haus Lindenhof: Ausstellungseröffnung am 27. Oktober im Bezirksamt Wißgoldingen
Die Arbeiten drücken ein Miteinander und die Überwindung von Verschiedenheit aus
Die Ausstellung werden jedes Jahr professioneller, doch der Spaß dahinter sei viel wichtiger – dies war sowohl Schultes Michael Rembold als auch Initiator Helmut Herkle bei der Ausstellungseröffnung des 8. Kunstprojektes der Waldstetter Wäschgölten in Kooperation mit der Stiftung Haus Lindenhof wichtig. Dass beides jedoch gegeben war, davor konnten sich die über 60 Gäste beim Betrachten der Kunstwerke überzeugen.
Mit „What a wonderful World“ eröffnete Jazzgitarrist Thilo Schimmele einfühlsam diese achte Vernissage eines bisher einmaligen Kunstprojektes in Waldstetten. In diesem Jahr lautete der von Kunstpädagogin Anita Baier-Burth vorgegebene Titel „Farbe will ich – nicht schwarz/weiß“. Warum sehen wir schwarz? Warum steht rot für die Liebe? Warum gibt es Farben, die uns ansprechen? Diese und weitere Fragen stellte Baier-Burth an den Anfang ihrer Rede. „Weil Farben eben mehr sind als eine differenzierte Bedeckung von Untergründen. Weil Farben Stimmungen wiedergeben, seelische Befindlichkeiten. Weil sie lebendig sind, auf uns wirken und uns einstimmen können“, gab sie selbst die Antwort. „Die Kunstteilnehmer malten mit großer Leidenschaft. Sie erlebten sich selbst beim Malen. Eindrücke aus dem Alltag, Ideen und Gedanken nicht wie gewohnt verbal auszudrücken, sondern mit Farbe darzustellen und hierbei mit verschiedensten Maltechniken ein Werk zu schaffen.“ Wie dies dann tatsächlich im Atelier vonstattenging, darüber berichtete anschaulich Brigitte Stemberger. Ihr erster Gedanke, als sie das Motto erfahren habe, sei „das wird aber locker“ gewesen. „Aber da haben wir uns getäuscht.“ Amüsant und von vielen Lachern begleitet, beschrieb sie die Gestaltung ihrer Werke und das mehrmalige Einwirken der Kunstpädagogin mit der Walze, was ihr gar nicht behagt habe: „Die Walze soll der Maler nehmen, ich bleibe beim Pinsel“, sei denn auch ihre Rückmeldung an Baier-Burth gewesen. „Aber jeder von uns hat gelernt, dass es viele Möglichkeiten gibt. Es war super, wir freuen uns schon aufs nächste Mal“, richtete sie dann ihre Worte strahlend an die Kunstpädagogin. Die wiederum ihrerseits zusagte, auch im nächsten Jahr gerne das neunte Kunstprojekt durchzuführen. Ganz zur Freude von Initiator Helmut Herkle, Schultes Michael Rembold und dem Verbundleiter Arbeit bei der Stiftung Haus Lindenhof, Alois Kohl. Bei der Gründung der Waldstetter Wäschgölten vor über 40 hatten sich die damaligen Mitglieder auf die Fahnen geschrieben, alljährlich mindestens ein soziales Projekt durchzuführen. Für dieses Kooperationsprojekt mit der Stiftung Haus Lindenhof erhalte Herkle von jeher eine große finanzielle Unterstützung seitens der Kreissparkasse, wofür er und die Künstler sehr dankbar seien. Denn nur so können die benötigten Materialien, Farben, Pinsel und jegliches Zubehör zur Verfügung gestellt werden. Und diese waren schon sehr vielfältig.
Immer wieder aufs Neue beeindruckt zeige sich Petra Pachner, die Behindertenkoordinatorin beim Landratsamt Ostalbkreis, die ihre enge Verbundenheit zu den Waldstetter Wäschgölten betonte. Denn seit Jahrzehnten bereits veranstaltet der Waldstetter Fastnachtsverein zusammen mit dem Landratsamt den Fasching für Menschen mit und ohne Behinderung in Waldstetten. Ein weiteres soziales Projekt. „Nur gemeinsam lässt sich gelebte Inklusion verwirklichen und in die Normalität verwandeln“, brachte sie es auf den Punkt. Die Arbeiten drücken ein Miteinander und Überwindung von Verschiedenheit aus. „Diese Bilder verdienen Respekt und eine hohe Anerkennung für die Menschen, die ihre gestalterischen Fähigkeiten in die Gesellschaft durch ihre Kunstwerke einbringen – und von denen wir alle profitieren können.“ Dies sei gelebte Inklusion.
Alois Kohl ging in seiner Ansprache intensiv auf das Thema der Ausstellung ein. Denn an seiner Bürowand würden zweierlei Kunstwerke hängen: ein düsteres und ein farbenfrohes. Das düstere Bild erinnere ihn an die Schwere in der Welt. Das farbenfrohe hingegen spiegle die Leichtigkeit wider. Am 15. Januar ziehen die Mitarbeiter der PRODI-Werkstatt in Waldstetten in den Neubau nach Bargau um. Doch damit endet das erfolgreiche Kunstprojekt nicht, wussten Rembold und Herkle zu berichten. „Denn für die neunte Auflage heißen wir Sie in den Räumen unserer Kunstschule auf dem Kirchberg willkommen“, richtete der Schultes seine Worte an die neun Künstler, die zur Ausstellungseröffnung gekommen waren. Einen großen Dank für die wunderbare Zusammenarbeit und die in den zurückliegenden zehn Jahren entstandene Freundschaft richtete Herkle an Werkstattleiter Wolfgang Polzer, ohne den die Umsetzung dieses Projektes nicht hätte vonstattengehen können.